Kleiderladen Rosenhügel – RGA Beitrag
Remscheid. Während sie das Oberbett und zwei T-Shirts abrechnet, ruft Bärbel Förster (69) einer anderen Kundin noch schnell zu: „Daniela, denk dran, am Donnerstag ist Feiertag, da ist hier zu“, als die mit vollen Taschen und einem Lächeln den Kleiderladen verlässt. Und schon kommt die nächste Stammkundin: „Wenn ich nicht jeden Tag einmal reinkomme, fehlt mir was.“ Herzlich wird sie von Bärbel Förster umarmt, die die meisten ihrer Kunden beim Namen nennt. Schließlich kennt man sich am Rosenhügel. Förster lebt nicht nur dort, sondern 80 Prozent der Klientel sind „Wiederholungstäter“. „Ich liebe die Kunden“, sagt die Ehrenamtlerin, die seit elf Jahren eine der guten Seelen im Kleiderladen Rosenhügel ist.
2006 eröffnet, ist er nicht nur der jüngste der drei Kleiderläden des Kinderschutzbundes. „Er ist auch der kleinste. Aber der, der am stärksten brummt“, sagt Ortsvereinsvorsitzender Karl-Richard Ponsar. 13 Frauen arbeiten dort ehrenamtlich. Und führen das, was der Kinderschutzbund vor 50 Jahren in Remscheid begann, weiter. „So mancher Kunde ruft sogar an und entschuldigt sich, dass er heute nicht kommen kann“, berichtet Ponsar.
Der Kleiderladen ist zur Institution, zum Treffpunkt am Rosenhügel geworden. Nicht zuletzt auch durch Bärbel Förster. Als die gelernte Industriekauffrau und Pflegehelferin vor über elf Jahren nach Remscheid zog, kam sie am Kleiderladen vorbei. Die zwei einzigen Schaufenster, die die Häuserreihen unterbrachen, hatten es der Rentnerin angetan. „Ich dachte mir, in das Schaufenster könnte man etwas Pep reinbringen. Und wie es schön es wäre, hier zu arbeiten.“ Sofort wurde sie mit offenen Armen empfangen. Und ist seitdem total glücklich, sagt sie.
Viermal die Woche steht die Ehrenamtlerin im Laden, kassiert, ordnet neu und dekoriert fünfmal am Tag das Schaufenster um. „Denn ein Drittel des Umsatzes geht über das Schaufenster“, sagt sie. Dennoch müsse sie ihre Augen überall haben, sagt sie. „Die ehrenamtliche Tätigkeit ist eine sehr schöne, aber auch schwere Arbeit. Sie erfordert viel Engagement, Geduld, Kraft, Multitasking und Ausdauer.“ Diese Arbeit müsse man lieben, sagt die 69-Jährige.
Kleiderladen: Montagmorgens ist am meisten los
Den Höhepunkt erreicht das große Brummen übrigens montagmorgens. Dann bilde sich eine Schlange bis zur Bären-Apotheke. Aktuell darf das Team wegen Corona auch nur fünf Personen hereinlassen. Es gibt Damen-, Kinder- und Herrenbekleidung, Bücher, Geschirr, Haushaltswaren für kleines Geld, alles gut erhalten. Jeder darf hier einkaufen. Oder eine Spende abgeben − gelebte Nachhaltigkeit.
Im kleinen Lagerraum sortiert Barbara Saure gerade die Kleidung vor. „Hier wird nicht gehandelt“, prangt über der Kasse. Eine Ausnahme gibt es für Ukraine-Flüchtlinge: Sie werden gratis eingekleidet. „Und sie sind dabei so bescheiden. Manche bringen sogar Schokolade oder Kuchen mit. Das sind sehr rührende Momente“, sagt Bärbel Förster.
Geöffnet: montags, dienstags, donnerstags 9.30 bis 12 und 15 bis 17.30 Uhr – Rosenhügler Str.22, 42859 Remscheid
Von Melissa Wienzek – Orginalbeitrag erschienen am 25.05.2022 im Remscheider Generalanzeiger – Link zum Orginalartikel
Foto: Roland Keusch – RGA – Barbara Saure (l.) und Bärbel Förster sind zwei der 13 Teammitglieder im Kleiderladen Rosenhügeler Straße 22.
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