Kinderschutzbund Remscheid feiert 50-jähriges Bestehen – RGA Artikel
Kinderschutzbund Remscheid feierte 50-jähriges Bestehen mit vielen Gästen im Neuen Lindenhof.
Remscheid. Sie brachten Blumen und Pralinen für die Mitarbeiter und Kuscheltiere für die Kinder, aber auch einen mahnenden Kinderrechte-Wegweiser mit: Zahlreiche Gäste waren gestern in den Neuen Lindenhof gekommen, um das 50-jährige Bestehen des Kinderschutzbundes Remscheid zu feiern. Darunter befanden sich neben haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern auch Kooperationspartner, Sponsoren und Politiker. Sogar zwei der elf Gründungsmitglieder von 1972 waren dabei: Christa Quer und Christa Brüne.
Ihnen allen, die sich um die Remscheider Kindern kümmern, dankte Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz (SPD) in seinem Grußwort, fand aber auch deutliche Worte: „Kindeswohl ist unteilbar und gilt für alle Kinder auf diesem Planeten.“ Die Forderung des Kinderschutzbundes, Kinderrechte im Grundgesetz zu verankern, unterstützte der Oberbürgermeister: „Ich erwarte von den politischen Entscheidungsträgern, dass dieser Knoten endlich zerschlagen wird.“ Remscheid sei eine von zwei Modellstädten, die einen kindgerechten Haushalt aufstellten. Denn: „Priorität in unserer Stadt haben Kinder und Jugendliche.“ Eine weitere Forderung von Karl-Richard Ponsar, dem Vorsitzenden des Kinderschutzbundes Remscheid, teilte der OB: mehr Nachhaltigkeit. Denn Klimaschutz sei auch Kinderschutz. Die einzige Chance, Kinder gut zu schützen, gerade vor dem Hintergrund der jüngsten Missbrauchsfälle, sei die Prävention, wie sie der Kinderschutzbund bereits seit einem halben Jahrhundert betreibe. „Aber dafür brauchen wir eine gerechte Kommunalfinanz.“ Die Arbeit des Ortsverbands sei wertvoll und unverzichtbar, lobte Mast-Weisz. „Euer Auftrag ist noch nicht zu Ende.“ Und an Karl-Richard Ponsar gerichtet: „Bleib weiter Stachel, wenn es sein muss!“
In 50 Jahren wurden 4500 Kinder und Familien beraten
Damit nahm der OB auch Bezug auf das RGA-Interview vom Dienstag. Ponsar hatte den Vorgang bezüglich einer Ordnungsverfügung an Eltern in Coronazeiten kritisiert. „Ich bleibe gern der Stachel“, konterte der und zeigte nach einem Ausflug in die Geschichte des Ortsverbandes einige Erfolge und Meilensteine auf: In 50 Jahren wurden 4500 Kinder und Familien beraten, 40 000 Gespräche am Kinder- und Jugendtelefon geführt, Präventionskampagnen gestartet, Elternkurse durchgeführt, ein Müttercafé, ein Flüchtlingstreff sowie die Fachstelle Frühe Hilfen initiiert, die Kleiderläden entwickelten sich zum Erfolgsmodell. War man 1972 mit einem Jahresbudget von 10 000 DM gestartet, liegt es jetzt bei rund 600 000 Euro. Das Ziel ist heute wie damals dasselbe: Kindern eine Stimme geben. Heute hat der Ortsverband mit Sitz an der Elberfelder Straße zehn hauptamtliche Mitarbeiter, mehrere Honorarkräfte und 80 Ehrenamtler.
Diese stoßen momentan an ihre Grenzen, erklärte Ponsar. Und nun, da das Kinderstärkungsgesetz die Beratung von Kindern ohne Eltern ermöglicht, noch mehr. „Dafür brauchen wir finanzielle Unterstützung“, appellierte er an die Politiker. Zudem müsse das Thema Kinderarmut stärker angegangen werden. „Über 20 Prozent der Kinder in Remscheid sind betroffen. Das finanzielle Thema hat in Berlin zu erfolgen!“ Weitere Aufgaben für die Zukunft: Der interdisziplinäre Kinderschutz soll vorangetrieben, Elternkompetenz gestärkt und junge Menschen stärker an den Prozessen beteiligt werden. „Es gibt noch viel zu tun.“
Nach einem Vortrag von Martina Huxholl-von Ahn, stellvertretende Geschäftsführerin beim Kinderschutzbund Bundesverband, über psychische Gewalt gegen Kinder tauschten sich die Gäste noch bei einem Glas Sekt aus.
Für den 4. September ist ein großes Kinder- und Familienfest im Stadtpark geplant. Es bildet den Abschluss der Veranstaltungsreihe „Remscheider Sommer“. Vorab wird eine Rallye mit Rätseln für Familien gestartet. Im Herbst soll es zudem einen Fachtag zum Thema „interdisziplinärer Kinderschutz“ geben.
Text Quelle: Melissa Wienzek, Orginalartikel erschienen am 10.06.2022 im Remscheider Generalanzeiger – hier Link um Artikel
Bildquelle: Kinderschutzbund und www.ollikayphotography.com
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